

Barrierefrei hoch zum Schloss
Im Rahmen der Neugestaltung des
Mainufers plant die Stadt Aschaffenburg,
einen Aufzug mit Verbindungsbrücke
von der Suicardusstraße zum
Schloss Johannisburg zu errichten.
Barrierefrei und mit eindrucksvollem
Blick auf Main und Festplatz erreicht
man vom Mainufer aus die historische
Umgebung des Schlosses und die
14 Meter höher gelegene Oberstadt,
und das in nur 14 Sekunden. Oder
man beendet einen Bummel durch
die Altstadt mit der bequemen Fahrt
hinunter zum Mainufer. Um möglichst
vielfältige Lösungsmöglichkeiten zu erhalten,
wurde im Mai 2020 europaweit
ein Architekturwettbewerb ausgelobt.
15 Büros, davon zehn, die per Losverfahren
bestimmt wurden, haben sich
dieser ungewöhnlichen Aufgabe gestellt
und ihre Pläne anonym eingereicht.
Ende September tagte das Preisgericht,
das drei Preise in Höhe von insgesamt
25.500 € vergab. Kriterien für die Beurteilung
waren u. a. die städtebauliche
Einbindung und der Denkmalschutz, die
gestalterische und räumliche Qualität
und das architektonische und statische
Konzept, aber auch beispielsweise die
Folgekosten. Die Beiträge konnten vom
28. September bis zum 2. Oktober
2020 im Stadttheater von der Öffentlichkeit
besichtigt werden.
Architekturwettbewerb Aufzug Oberstadt entschieden
Die Preisgerichtssitzung des Realisierungswettbewerbs fand am 25.09.2020 unter Vorsitz von Frau Prof. Kerstin Schultz im Stadttheater von Aschaffenburg statt. Die 15 eingereichten Beiträge verdeutlichten eine erhebliche Bandbreite zur Lösung der Wettbewerbsaufgabe. Von klassischen Turmbauwerken mit Verbindungsbrücke über Tunnellösungen, Schrägaufzug und eigenständigen Massivbauten wurden Lösungen eingereicht, über die entschieden werden musste.
Nach mehreren Rundgängen und intensiven Diskussionen standen die 3 Preisträger einstimmig fest. Der 1. Preis ging an das Architekturbüro Schmuck aus München. Die beste Wettbewerbsarbeit besteht aus einem freistehendem Rundaufzug, der von einem hyperbolischen Tragwerk aus Brettschichtholz umfasst wird. Eine unterspannte Stahlbrücke verbindet den Turm am Kranichplatz mit dem Kastanienwäldchen in der Oberstadt.
© Planskizzen: Architekturbüro Schmuck aus München
© Fotos Modelle: Johannes Heßberger
© Fotos Modelle: Johannes Heßberger
Positionierung
Als barrierefreie Verbindung zwischen Mainufer und Oberstadt sitzt der Aufzugsturm als freistehende Skulptur auf dem Kranichplatz. Durch die unmittelbare Nähe zur bestehenden Treppenanlage wird eine klare Orientierung sowie eine wirtschaftliche Spannweite für den Anschlusssteg gewährleistet. Die eigenständige Formensprache bildet einen Kontrast, wahrt jedoch gleichzeitig den Wert des historischen Bestandes. Die bestehende Sandsteinmauer wird nicht verändert.Architektur
Aus der Form des Hyperboliden ergibt sich oben wie unten ein Umlauf um den mittig platzierten, gläsernen Aufzug. Dabei entsteht auf dem Platz ein mit Glas überdachter Eingangsbereich, der rundum barrierefrei zugänglich ist und auf dem Stadtniveau eine Panoramaaussichtsplattform. An der schmalen Taille schmiegt sich die Konstruktion aus heimischen Hölzern an den Aufzug an. Der Aufzug besitzt 2 Haltepunkte, die mit einer runden Kabine mit 1,7m Durchmesser für bis zu 13 Personen bedient werden. Die oberen und unteren Halte sind verglast. In der Mitte fährt der Aufzug frei.Konstruktion
Die Lasten werden über das zweilagige, offene Stabwerk aus druckimprägnierten Leimbindern abgetragen. An deren Innenseite sind horizontale Ringe aus Metall befestigt. Darauf liegen Sekundärträger, die radial zur Mitte laufen und mit Gitterrosten bzw. Sicherheitsglas abgedeckt werden. Durch ein zusammenhängendes Fundament werden die Kräfte verteilt. Die Brücke ist mit einer filigranen Stahlkonstruktion unterspannt. Im Handlauf integrierte Lichtbänder leiten den Weg. Nachts setzen Bodenleuchten das Tragwerk des Turms in Szene.Zitat aus dem Protokoll des Preisgerichts: „Die Architektur des Aufzugsturms zeigt sich in der Materialität und der Formensprache als eine eigenständige, strukturelle Lösung, ohne einen konkreten Bezug zum historischen Ensemble herzustellen. Darin liegt eine große Stärke des Entwurfs, da er nicht historisierend zu vermitteln versucht. Die Holzkonstruktion bildet damit einen eigenen Ausdruck und Charakter für das Mainufer.“
Mit dem 2. Preis prämiert wurde das Architekturbüro Ferdinand Heide aus Frankfurt und dem Vorschlag eines Schrägaufzuges innerhalb der vorhandenen Böschung. 3. Preisträger ist das Architekturbüro Grellmann Kriebel Teichmann aus Würzburg, die ihr modernes Turmbauwerk aus Stahl- und Glas in der Nähe des Kornhäuschens platzierten. Eine Anerkennung ausgesprochen wurde dem Architekturbüro B 3 - Eduard Kolbrink aus Aschaffenburg.